SCHWARZ PHARMA |
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| Interview Prof. Dr. W. Oertel Direktor
* Was sind die Anzeichen einer Parkinson-Erkrankung? Die Parkinson-Krankheit ist durch eine Verlangsamung der Bewegungsabläufe, ein Gefühl der Muskelsteifheit und ein Zittern der Hände oder Beine in Ruhe gekennzeichnet. * Bei der Parkinson-Krankheit denkt man vor allem an ältere Betroffene. Können auch jüngere Menschen die Krankheit bekommen? Statistisch gesehen erkranken etwa 10 % aller Parkinson-Patienten vor dem 40. Lebensjahr. Die Krankheit wird in der Regel mit 55 Jahren sichtbar. Die Lebenserwartung der Patienten liegt ab Diagnose heute bei 15 bis 25 Jahren. * Medikamente sind in der Parkinson-Therapie unabdingbar. Welche Wirkstoffe helfen den Patienten? Es gibt verschiedene Klassen von Parkinson-Medikamenten. Das wirksamste ist das so genannte L-Dopa. L-Dopa ist der Vorläufer einer Substanz im Gehirn, genannt Dopamin, die dafür sorgt, dass man sich flüssig bewegen kann. Man kann sich das so vorstellen: Man produziert aus Traubensaft Wein. Der Prozess der Umwandlung wird von einem bestimmten Eiweiß gesteuert. Der Patient nimmt als Vorläufer L-Dopa ein. Dies wird im Gehirn zu Dopamin „umgebaut“. Dopamin ist der Botenstoff, der zwischen bestimmten Nerven die „Botschaften vermittelt“. Eine weitere Medikamentengruppe sind die so genannten Dopamin Ersatzstoffe. Sie wirken wie Dopamin, sind sofort wirksam und müssen nicht erst zum eigentlich aktiven Faktor umgebaut werden. * Experten empfehlen eine möglichst frühe und konsequente Therapie. Was passiert, wenn die Krankheit nicht erkannt wird und die Patienten zu spät behandelt werden? Wenn die Krankheit nicht erkannt wird, leidet der Patient. Er fragt sich: Was habe ich? Warum findet man nicht heraus, was mit mir nicht stimmt? Ihm werden zahlreiche Untersuchungen zugemutet, eventuell wird er falsch behandelt. Eine frühe Diagnose und Therapie erspart dem Patienten und seiner Familie diese Unsicherheitsphase. Wenn der Patient weiß, was er hat, ist er erst einmal beruhigt, so paradox das klingt. Auch weiß man heute aufgrund von mehrjährigen Untersuchungen, dass die Lebensqualität und Lebensdauer verbessert und verlängert werden, wenn die Patienten frühzeitig behandelt werden. * Es gibt einen neuen Wirkstoff: Rotigotin. Können Sie uns hierzu etwas sagen? Rotigotin ist eine Substanz, die zu den Dopamin-Ersatzstoffen oder auch Dopamin-Agonisten gehört. Rotigotin wirkt sofort, sobald es im Gehirn ankommt, wie Dopamin. Rotigotin ersetzt das fehlende Dopamin. Es gehört zu einer Stoffklasse, die man als „non-ergolin“ bezeichnet. Sie hat im Gegensatz zu Medikamenten der „ergolinen“ Klasse den Vorteil, bestimmte Nebenwirkungen kaum zu erzeugen. Oral eingenommen würde Rotigotin nur kurz wirken. Die Substanz hat aber den Vorteil, dass sie durch die Haut gut aufgenommen wird. Daher wurde Rotigotin für eine innovative Pflaster-Therapie gewählt. * Wie schätzen Sie das Pflaster aus medizinischer Sicht ein, welche Vor- oder Nachteile hat das Pflaster? Ich darf zunächst erklären, dass L-Dopa eine kurze Wirkdauer hat. Je länger die Krankheit fortschreitet, desto kürzer wirkt dieses Medikament. Der Patient nimmt eine Tablette ein. Nach einer halben Stunde wird er aus der steifen Phase befreit, für zwei Stunden beweglich und wird dann wieder steif. Er muss „nachtanken“, damit er beweglich bleibt. Dies kann so weit gehen, dass er achtmal am Tag die Medikamente einnehmen muss. Wenn Sie nun eine Substanz haben, die durch die Haut geht und dabei gleichmäßig aus dem Pflaster freigesetzt wird, kann man davon ausgehen, dass diese Substanz den Patienten durchgehend beweglich macht. Das Pflaster hat also den Vorteil, die Wirksubstanz dem Gehirn über 24 Stunden gleichmäßig anzubieten. Der Patient wird während des Tages nicht das typische „Rauf und Runter“ des Wirkstoffspiegels erleben. Parkinson-Patienten sind in ihrer Bewegung stark eingeschränkt. Nicht nur in Händen und Beinen, auch im Sprech- und Schluckapparat. Sie haben also auch gewisse Probleme, Tabletten zu schlucken. Bei dem Pflaster geht der Wirkstoff über die Haut und der Schluckvorgang ist unwichtig. Ein weiterer Punkt ist, dass einige Parkinson-Patienten vergesslich sind. Wenn sie ihre Medikamente einnehmen und dann nach einer halben Stunde wieder beweglich sind, vergessen sie oft die nächste Einnahme, da sie die Beschwerden in dem Moment nicht spüren. Mit dem Pflaster ist das Vergessen nicht so problematisch. * Was passiert, wenn die Patienten doch einmal vergessen, das Pflaster auszutauschen? Die Wirkung des Pflasters nimmt nach den 24 Stunden nach und nach ab, der Patient bemerkt dann, dass er langsamer wird. Das Pflaster ist bisher für die Therapie von Parkinson-Patienten zugelassen worden, bei denen die Krankheit gerade festgestellt worden ist, das heißt, sie sind noch nicht so stark betroffen. Hier schafft es das Pflaster allein, den Patienten beweglich zu halten. * Was sind die Vorteile des Pflasters im Alltag, die Sie als Arzt sehen? Nicht nur für den Patienten selbst ist das Pflaster eine Lebenserleichterung, auch für das Pflegepersonal von Patienten in Pflegeheimen bietet das Pflaster eine Erleichterung, denn sie müssen nicht mehr alle zwei Stunden ein neues Medikament verabreichen, sondern – zumindest bei den Neuerkrankten - nur einmal am Tag ein Pflaster. Ein weiteres Problem der Parkinson-Patienten sind die Nächte. Die Medikamente wirken je nach Erkrankungsphase und Substanz nur 2, 4 oder 8 Stunden. Nimmt man gegen 21 Uhr vor dem Schlafengehen das letzte Medikament, sinkt die Wirkung in den frühen Morgenstunden. Um 5 Uhr wacht der Patient auf, ist unbeweglich, zittert oder hat Schmerzen. Bei dem Pflaster würde man erwarten, dass die gleichmäßig freibleibende Wirksubstanz dies verhindert. Ich würde voraussagen, dass das Pflaster bei diesem Problem hilft. * Wenn Sie das Produkt im Hinblick auf die letzten Jahre der Entwicklung von Parkinson-Medikamenten einstufen würden, welchen Rang würden Sie dem Produkt geben? Bei Parkinson kann man mit Medikamenten nur die Beschwerden und Symptome verringern. Der Wirkstoff Rotigotin lindert die Krankheit, die Symptome, kann Parkinson aber nicht stoppen oder heilen. Der große Vorteil aber ist, dass Rotigotin durch das Pflaster gleichmäßig im Blut vorhanden ist und zwar in einer Menge, die für den Arzt ziemlich gut steuerbar ist. Man kann das Pflaster gut in der Dosierung anpassen, so- dass der Patient die Menge im Blut hat, die er braucht. * Sie haben das Pflaster in der Testphase für die Zulassung an Patienten untersucht. Gibt es Probleme mit dem Pflaster bei der Anwendung? Die Untersuchungen liefen unter sehr sorgfältiger Beobachtung. Jeder Patient hatte jederzeit die Möglichkeit, einen Arzt oder eine Pflegekraft zu sprechen, wenn es Schwierigkeiten geben sollte. Mir ist nicht bekannt, dass das Pflaster an sich Probleme gemacht hat. Das Pflaster hat sehr gut geklebt. Das Pflaster hat nur bei einer kleinen Gruppe von Patienten die Haut so gereizt, dass es abgesetzt wurde. Die große Mehrzahl der Patienten hat das Pflaster gut vertragen. Internet: www.schwarzpharma.de |
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